Bundesverdienstkreuz am Bande an Titus Dittmann verliehen

In einer Feierstunde im Lambertizimmer der Bezirksregierung Münster hat Regierungspräsidentin Dorothee Feller die hohe Auszeichnung am 21.10. an Titus Dittmann überreicht. Sie würdigte damit das jahrzehntelange Engagement des Skateboard Pioniers und ambitionierten Pädagogen für den sportlichen und gesellschaftlichen Bereich. Titus Dittmann ist „viele“: Skateboard-Pionier und Unternehmer, Rennfahrer, Ex-Studienrat, Jugendlobbyist, Uni-Dozent und vor allem: Anstifter mit skate-aid und der pädagogischen Kraft des Skateboardens im Rahmen weltweiter Jugendhilfeprojekte.

Innerhalb der letzten 40 Jahre hat der 73-jährige die Skateboard-Szene in Deutschland und Europa geprägt. Früh erkennt er, dass Skateboarding mehr ist als Trendsport oder Freizeitbeschäftigung. Das Brett mit den vier Rollen ist „Erwachsenen-untaugliches Ausdrucksmittel und Lebenswelt“. Das Unternehmen Titus ist führend im Einzelhandel mit Skateboards & Streetwear.

2009 übergibt Titus Dittmann die Unternehmensleitung an seinen Sohn und ruft eine eigene Stiftung ins Leben. Seitdem unterstützt er mit der Initiative skate-aid weltweit Kinder- und Jugendprojekte, die mittels des Skateboardings Entwicklungshilfe leisten. Da wo das Leben von Terror, Gewalt und Zerstörung geprägt ist, will er Kinder mit der pädagogischen Kraft des Skateboards stark machen. Immer mit ganzem Einsatz, immer getreu seinem Motto: Das Herz muss brennen!

Fünf Fragen an Titus Dittmann:

  1. Sie haben bereits viele Top-Auszeichnungen. Was bedeuten Ihnen diese Preise und jetzt das Bundesverdienstkreuz?

„Vor 20 Jahren habe ich noch alle Auszeichnungen abgelehnt, aus Angst, ich könnte meine Glaubwürdigkeit in der Skateboardwelt verlieren. Aber seit ich weiß, dass die Angst unberechtigt ist, genieße ich auch die Akzeptanz und die Anerkennung des Establishments und freue mich sogar sehr, dort angekommen zu sein. Mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande bin ich nun ziemlich am Ende der Auszeichnungs-Fahnenstange angelangt. Aber das passt mit 72 Jahren sehr gut, um sich auch öfter mal einen genüsslichen Blick nach hinten gönnen zu können. Viel wichtiger aber ist mir, dass dieser Orden für mein Team und alle skate-aid-Supporter ebenfalls eine motivierende Bestätigung für ihr großartiges Engagement ist!“
 

  1. Erfolg geht also nicht im Alleingang?

„Auf keinen Fall! Ohne meine starke Familie, ohne die vielen brennenden Herzen und ohne die vielen intrinsisch motivierten und begeisterten Menschen an meiner Seite, hätte ich das alles gar nicht stemmen können. An dieser Stelle ein großes Danke an alle, die mich auf diesem Wege begleitet und ermutigt haben. Die Liste wäre zu lang, um alle aufzuzählen, aber jeder einzelne hat einen Platz in meinem Herzen.“
 

  1. Sie haben schon so viel erreicht. Was kommt als Nächstes?

„Ich weiß, dass ich ein alter Sack bin und fühle mich so wohl dabei! Als ich Ende der 1960er Jahre auf die 30 zuging, hatte ich noch ein Problem mit dem älter werden. Aber mit jeder neuen „0“ wurde mein Leben immer geiler. Ich bin mir sicher, dass das mit 80, bei meiner nächsten „0“, so weiter geht. Wie sonst soll ich meine vielen Ideen für skate-aid, noch viele Kinder weltweit stark zu machen, umsetzen! Es gibt noch eine Menge zu tun und sicherlich immer mehr auch in Deutschland.“
 

  1. Was macht Skateboarding als pädagogisches Werkzeug so interessant?

Skateboarding ist Selbstbestimmung pur und sorgt gerade in unserer Gesellschaft für eine dringend notwendige Balance zur immer stärker werdenden Fremdsozialisation durch Eltern, Lehrer, Trainer und Kümmerer. Skateboarding bringt Kindern erwachsenenfreie Zeit zur Selbstsozialisation und Persönlichkeitsbildung. Skateboarding bringt gute Erkenntnisse fürs Leben wie „Nach dem Hinfallen kommt das Aufstehen und der Neuversuch!“, „selbstgesteckte Ziele lassen sich viel leichter erreichen als fremd vorgegebene und vor allem macht das Erreichen selbstgesteckter Ziele glücklich“. Es geht also um Selbstwirksamkeit, Anheben des Selbstkonzepts, Resilienz oder kurz gesagt: um Persönlichkeitsbildung. Skateboarding macht über das selbstbestimmte Lernen Kinder stark!
 

  1. Welche Auswirkung hatte die Pandemie auf ihr Schaffen?

Da auch mein Schaffen sehr selbstbestimmt abläuft und ich von Lebensplanung wenig halte, sondern Flexibilität und Chancen nutze und bevorzuge, habe ich mein Schaffen sehr schnell den Gegebenheiten anpassen können. Als Unternehmer über fast fünf Jahrzehnte ist man ständig Krisenmanager, mal mehr mal weniger. Die Pandemie wird aber noch viele Auswirkungen auf das Schaffen bei skate-aid haben, da aufgrund der vielen einschränkenden Corona-Maßnahmen der letzten Zeit gerade bei Kindern, durch Bewegungsmangel und fehlender sozialer Kontakte, ein großer Nachholbedarf nicht nur im motorischen Bereich entstanden ist. Skateboarding als „bewegungsorientierte Jugendkultur“ und „ästhetische Gesinnungsgenossenschaft“ wird vielen Kindern mit Coronanachwirkungen wieder mit viel Spaß auf die Beine helfen und neue Freunde finden lassen. Ich bin froh, dass wir skate-aid mit den vielen pädagogischen Tools schon haben. Spätestens jetzt nach Corona hätten wir es sonst erfinden müssen.